Vent, im hinteren Ötztal.
Dort wo sich das Wasser der Bäche aus dem Niedertal und dem Rofental vereinen, liegt in einer Talsenke Vent. Fende, wie es zu alten Zeiten genannt wurde, war schon von prähistorischen Jägern und Hirten in der Steinzeit als Stützpunkt bei ihren Wanderungen besiedelt worden. Neueste Grabungsfunde in der Umgebung von Vent gehen bis 8100 Jahre vor heute zurück. Nach den Steinzeitmenschen kamen die Räter, Venoster, Bayern, vom Vintschgau aus über das Tisen- und Hochjoch in das Hochtal des inneren Ötztales. In den verschiedenen Archiven liegen Urkunden aus dem Mittelalter auf, wo immer ein Zusammenhang mit Vintschgau und Schnals besteht. Bemerkenswert ist auch, daß Vent zur Urpfarre Tschars gehörte, wogegen Rofen bis 1581 zur Pfarre Göflan bei Kortsch, und die Gerichtsbarkeit bis in das Jahr 1810 das Gericht Castelbell ausübte. Endgültig wurde 1827 Vent dem Gericht St. Petersberg-Silz zugeteilt. Auf den Urwegen der Schafe über die Berge entwickelte sich seit dem Mittelalter ein reger Saumverkehr, Süd-Nord (ab 900 AC) durch das Ötztal Richtung Inntal u.s.w.
Vent, anno 1863.
Der Kurat von Vent.
Schloss Tyrol, Urbar 1285: Ein hof in Vende ze Roven, drew (drei) hunderet chaes (Käse). Aigen. Aus dem TLA 4. Zeile
Vent war ab dem Jahre 1599 immer wieder in aller Munde. Warum? Durch den Vorstoß des Vernagtferners bis ins Rofental, und den dadurch entstandenen Eissee, veranlaßte die damalige Behörde eine Kommission nach Rofen zu schicken, um ein Gegenmittel zu finden, daß der bevorstehende Fernerseeausbruch nicht das ganze Land zerstöre. Im Jahre 1602 brach der Eissee mit wildem Getöse und stinkendem Rauch aus, zerstörte viele Häuser, Grund und Boden, überschwemmte bis über Hall hinaus die Felder und riss alle Brücken bis nach Innsbruck weg, nur die Brücke bei Mötz blieb stehen. Über die Naturkatastrophen und Fernerausbrüche im Ötztal seit dem Jahre 1288 habe ich ein Buch geschrieben, das ich demnächst herausbringe.
Aquarell aus dem Ferdinandeum in Innsbruck, Eissee des Vernagtferners hinter Rofen. Älteste Gletscherdarstellung der Welt, Anno 1601.
Bittgang zum Eissee des Gurgler Gletschers.
Die immer wiederkehrenden Gletschereiseeausbrüche brachten schon sehr früh viele Neugierige aus Nah und Fern nach Vent. Dies war der Anfang des Alpinismus im hinteren Ötztal. Zuerst übernachteten die Gäste im Widum, und als dies nicht mehr reichte, baute (1862) der damalige Venter Kurat Franz Senn eine Herberge gegenüber der Kirche, um den wachsenden Ansturm gerecht zu werden.
Aus dem Ferdinandeum in Innsbruck, Blick vom Hochjochferner talauswärts, rechts oben das alte Hochjoch-Hospitz. Tourismus anno 1890.
Das alte Hochjochhospitz am Saumweg über das Hochjoch nach Kuzras im Schnalstal. Nach der Zerstörung durch eine Lawine wurde das neue Schützhaus auf der anderen Talseite aufgebaut.
Im Jahre 2000 ist das Dorf Vent einigermaßen noch ein Bergsteigerdorf geblieben, was man von anderen Ötztaler Dörfern nicht sagen kann. Vielleicht ist auch das Auffinden des "Mannes im Eis" am Tisenjoch (Ötzi), mit den faszinierenden Funden aus der Jungsteinzeit am "Hohlen Stein" und am "Kaser" im Niedertal, ein Grund für den behutsamen Umgang mit der Vergangenheit.
wird weiter gebaut.......