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   Lustige Geschichten aus Tirol.

Beim Durchlesen der verschiedenen Geschichts- und Verstandsleutbücher für meine Forschungen in Tirol und speziell für das Ötztal, habe ich die eine oder andere lustige Begebenheit in unserem Tiroler Land entdeckt, und mir gedacht, diese Seite für Seite zusammenzuschreiben.

Nacherzählt und aufgeschrieben von © Kopp Werner, in Hall in Tirol, in den Jahren 1998 und 1999.

 

Aus Längenfeld und Huben:

Im Jahre 1868, so wird erzählt, war der Weiler Huben nach einem Achenausbruch so verschüttet, daß die Bauern die Hilfe der Regierung erbaten. Ein aus Wien entsandter k.k. Ministerialbeamter riet angesichts der ungeheuren Schuttmassen, die Siedlung aufzugeben. In Ungarn könnten die Bauern ein Neu-Huben gründen, und mit etwa 40 ha Fläche könne jeder Hof zehnmal so groß werden, als der vernichtete im Ötztal gewesen war.

Der aus einem anderen Weiler der Gemeinde Längenfeld stammende  Bürgermeister, der offenbar schlechte Erfahrungen mit den streitbaren Huebner Bauern gemacht hatte, soll darauf nur gesagt haben: "Selm (in diesem Falle) helf Gott die Ungarn."

Gelesen im, Nordtiroler Wanderbuch, von Emil Hensler.

 

Aus Imst:

Beim Markt!

Ein Textilwaren-Verkäufer am Markttag in Imst wollte einer Ötztaler Bäuerin (Leiter Hirlanda, Vulgo Bäarns) eine schöne lüfterige (luftige) Sommerbluse verkaufen und sagte zu ihr," Schaun Sie, Bäuerin, im Sommer will niemand die dicken Gewebe, sind  nicht die Frauen um Sie herum leichter und netter gekleidet?

Mit einem grießgrämigen Gesicht und einem verwerflichen Blick in Richtung des Huderntandlers antwortete die Hirlanda:

"Då siecht man jå durch, so a unkeischer Fetzn.  Jå woll, fir`n Tuifl! Diee wölln lei heäzoagn, siecht man bis zöbert de Schinkn und öbm de bleckatn Tuttn, höö.

Isodor Grießer, Wenn Alten wieder kamen.

 

Innsbruck, im Jahre 1838 am 12. Tag im August:

Als Kaiser Ferdinand, (Gütige oder Schwache) das Kronland Tirol besuchte, standen die Tiroler Standschütze als Ehrenwache vor der Residenz am Rennweg in Innsbruck. Kaiser Ferdinand machte einen kleinen Morgenspaziergang und kam dabei am Tor bei einem Tiroler Standschützen vorbei, der gerade beim Neunerlen (spätes Frühstück um 9 Uhr) war. Er hielt in der einen Hand das Brot und in der anderen Hand ein Stück Speck.

Dabei sprach der Kaiser den Standschützen an warum er nicht salutiere?

Da antwortete der Tuxer Schütze: " Wer bischt denn  du?".

Und als der Kaiser den Mann aufklärte wer er war, stand dieser auf und sagte:

"Aoftern,(In diesem Fall) wenn du mir den  Speck   häebscht, konn I dir salutiere"

Franz Egger, Halls vergangene Zeiten.

Östen-Umhausen,um 1820:

Joslas-Nale !(Großmutter)

Das alte Joslasweibele in Östen bei Umhausen war eine resolute Bäuerin. Manche kräftige Sprüche, die sie getan hat, werden heute noch im Ötztal nacherzählt und belacht.

Einst ermahnte sie ihre erwachsenen Söhne und Töchter, beim Heiraten nicht so sehr auf Schönheit, sondern mehr auf Sparsamkeit und guten Charakter ihrer Zukünftigen zu sehen.

"Denn" sagte sie "de Scheanheit vergeat und auf de Liab vergißt man, und åftern was frißt man"

Franz J.Gstrein,Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

Stams, um 1840.

Die drei Weisen von Tumpen !

In alter Zeit gingen einmal drei Bauern von Tumpen bei Umhausen, an einem Dreikönigs-Fest " ga Lante" d.h. ins Inntal. Sie besuchten in Stams den Hauptgottesdienst in der Stiftskirche und betraten dieselbe gerade unter der Predigt. Diese handelte von den drei Weisen aus den Morgenland und der Prediger bald nachdem sie eingetreten waren, machte den Ausruf:

Wo sind sie hergekommen, die drei Weisen?

Die Tumpner, welche nach damaliger Sitte mit weißwollenen Mäntel gekleidet waren, glaubten, er meine sie und einer rief kräftig zur Kanzel hinauf:

"Va Tümpan"(Von Tumpen).

Franz J.Gstrein, Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

 

Aus Sölden:

A   O`drats  Mandl! (Ein pfiffiges schlaues Männlein)

In der Zeit, als man noch mit Feuerstein, Feuereisenmesser und Zunder sich die Pfeife anzündete, da hänselten einige Burschen ein altes Bäuerlein ,und meinten, es werde ihm wohl nicht gelingen seine Pfeife anzuzünden.

Dabei erzürnt, tat Stoffls Michele den Spruch:

"Der Tuifl konn mi hole, wenn i nuit mit dreimol Schloge, koa Fuier hob".

Hierauf schlug er einmal, zweimal, kein Funke. Da wurde ihm etwas übel zu Mute, doch er fand einen Ausweg aus dieser kritischen Lage, steckte das Feuerzeug ein und sagte:

" I mog hait koa Pfeifele"!

Franz J.Gstrein, Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

Aus Gries im Sulztal:

Der Bittgang!

Vor mehr als hundert Jahren, so erzählt man, machten die Leute von Sölden einst einen Bittgang nach Gries ob Längenfeld, um Regen zu erbitten. Auf dem Hinweg sollen sie gebetet haben:

"Jeaz kamen mer hold mitn Kreiz dodehea mier bittatn um an Rögn und nuicht um an Schnea".

Nach dem Rosenkranz beten, in der Mariä Hilfkirche in Gries machte sich die Gesellschaft auf den Rückweg, da zogen ganz dunkle Wolken auf und es kündigte sich ein kräftiger Regen an.

Da sollen sie wieder gebetet haben:"O Mariä laß es üns gelingen, daß mer üns hoama  dertrünnen".

Ob sie noch trocken heimkamen, darüber meldet die Überlieferung nichts.

Franz J.Gstrein, Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

 

Aus Längenfeld:

Der Postbote!

Es war gegen Ende der guten alten Zeit, etwa in den fünfziger Jahren des vergangen Jahrhundert. Ein Bauer von Längenfeld besorgte noch die Postsachen für das ganze Ötztal, indem er mit einem Leiterwagen, ein Rößlein im Gsteng eingespannt, die Woche zweimal nach Silz fuhr und hinaus und hinein alles mitnahm. Da geschah es einmal, daß er auf dem Weg von Silz herein auf dem Wagen liegend, er hatte vorher mit Freunde einige Schnaps`ln getrunken, einschlief. Das treue Rößlein ging seinen ihm gut bekannten Weg fürbaß, bis es bei der Schmiede in Eben stehen blieb. Da der Fuhrmann weiter schlief, spannten einige Burschen das Pferd aus und führten es in einen Stall. Als der Postbote entlich erwachte und sich den Schlaf aus den Augen rieb, da meinte er kopfschüttelnd:

"Jaezt woaß i wirklich numa, hob ie a Rößle verloare, oder a Wagele g`funde".

Franz J.Gstrein, Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

 

Aus Sölden:

Ein Dauerläufer !

Wie alte Leute übereinstimmend berichten, hat es früher im Ötztal Männer gegeben, die in stande waren, verwilderte Schafe, die sich im Herbst nicht mehr einfangen ließen, durch beständiges Nachlaufen so zu ermüden, daß sie sich schließlich ergreifen lassen mußten.

So erzählt man z.B. von einem Söldner, daß er einem Schafe im Berg drei Tage lang nachgelaufen sei. Am dritten Tage kam er ihm endlich ganz nahe und es schien das Schaf am Ende seiner Kraft angelangt zu sein. Da tat er den Ausspruch:

"Jeazt, wenn du nuit der Tuifl salber bischt, muascht du di ergebe, sonst åber ergeb ie mi".

Franz J.Gstrein, Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

Aus Oberinntal:

"I tat mit dem Kaiser ite tausche"

meinte einst ein alter Imster.

"Mehr als genueg zu essen hat er  ou it  und deas hob i ou".

"Der Mensch lebt går kurz, åber ou schiean!"

War ein Ausspruch eines Bäuerleins, der gerne etwas tief ins das Weinglas schaute.

 

"Ehre, wem Ehre gebührt"

Rief ein Mann aus Imst, als man ihm vom Gasthaus Krone  auf die Straße hinauswarf.

Aus Silz:

Der Unschuldige!

"Mueß man do o nou starbn, ba oaner so guatn Koscht"

dies fragte ein junger 14 jähriger Innerötztaler, der im Inntal als Weichender, bei einem guten Bauer geknechtet hat.

Es soll nicht behauptet werden, daß man etwa im inneren Tale schlechter gelebt hat, aber etwas rauhe Kost hatte man früher überall im Tale. So haben  die alten Gurgler öfters Brot aus Kartoffeln und Türkenkleie gebacken. Ich glaube aber, soviel Nährwert wie das feine Weißbrot hatte dieses auch.

Franz J.Gstrein, Überlieferte Begebenheiten aus dem Ötztal.

 

Aus Niederthai:

Hittl`s Lois!

Als mein Großvater, Alois Leiter vulgo Hittl,(die Hittl`s waren schon seit vielen Generationen Gamsjäger in Niederthai), im Jahre 1932 sein Jagdgebiet in Niederthai verkaufen mußte, hatte sich folgendes zugetragen.

Bei der Übergabe an den neuen Jagdbesitzer standen sie auf einer Anhöhe mit guter Aussicht, und er zeigte dem neuen Jagdherrn das Gebiet, dabei sagte er:

"Oa Goaß håb i gehåbn  ze Larstigtåle, oa Goaß ischt öber Zwiselbachtåle, oa Goaß ischt im Grosståle inhe und wenn du an Bock håbe willscht, muescht  da  åber  üen  köefn".

(Eine Gamsgeiß ist im Larstigtal, eine Geiß ist oberhalb dem Zwieselbachtal, eine Geiß ist im Grasstal drinnen, und wenn du einen Gamsbock haben willst, mußt du dir einen kaufen.)

Aus der Leiter Saga des Erzählers.

Aus Umhausen:  

Das Schwein!

In alter Zeit, hatte ein Bauer meist nur 1 Schwein. Auch war es eine ganz andere Art von Schwein , schlank, mit längeren Beinen, und sie waren  sehr beweglich und lauffreudig. Sehr zum Bekümmernis des dazu beauftragten Schweinehirten.

So geschah es in Roaslach bei Umhausen, wo ein Schweinehirte  bei einer Marend (Nachmittagsjause)in einem Haus war, als die Bäuerin den jungen Mann darauf aufmerksam machte, daß seine Sau gerade in einem Kabisgarten eingebrochen sei und alles verwüste. Stand dieser kopfschüttelnd auf und machte die abwertende Bemerkung:

"Überall sind sie drinnen diee  Viecher, nur nicht in den Speckknödeln!"

Nacherzählt, nach einer Plauderei mit Grießer Isidor u. Ludwig, am letzten Tag im Monat Juni, zwei Jahre vor der zweiten Jahrtausendwende.

Aus Nassereith:

Der Tiroler Franzl!

Franz Kopp, mein Firmpate, war in den 30 er und 40 er Jahren in  Ehrwald tätig. Er veranstaltete mit seinem kleinen  Omnibus  Ausflugsfahrten , wie  zum    Beispiel,

3 Pässefahrt, Königschlösser oder nach Südtirol. Wegen seiner fröhlichen Art wurde er kurz als der  " Tiroler Franzl" gerufen und war vor allem bei den Damen  sehr beliebt.

Und doch, auch der Franzl wurde einmal krank. Der herbeigeholte Dorfarzt  kannte den Franzl sehr gut und war  besorgt wegen seines schlechten Gesundheits-zustandes. Der Doktor empfahl ihm, in der nächsten Zeit: Enthaltsamkeit vom Weibe.

"Naa  dees  geat  it" rief der Franzl "nouh  mai  Sårg weard  an   Waib  nåchrennen!"

Aus der Kopp Saga des Erzählers.

   

Aus Stams:

Der melancholische Josef !

Ein Tiroler Landmann ging mit seinem erwachsenen, jedoch ledigen Sohn das Stift Stams besuchen. Beeindruckt von den herrlichen Schnitzwerken und den schönen Bildern, stand der Sohn längere Zeit vor einem Bildnis der heiligen Familie.

Dabei  fragte er den Vater: "Såg , Våter, warum  ischt d`Josef  immer so traurig dårgstellt !"

Verständnisvoll antwortete er:

"Håt er nit Ursache dazue? Seine Frau ist  schwånger åber nit von ihm."

Aus der Leiter Saga des Erzählers.

 

Aus Hall:

Beim Herrn Professor!

Eines Tages kam ein Haller Bürger, dessen Sohn in München die Kunst des Zeichnens studierte, zu einem bekannten akademischen Maler. Die Brust geschwellt, ein Gemälde seines Sohnes unterm Arm, das Gänse darstellte.

"Wås sågen Sie dazue, Herr Professor ?"

"Ganz gut," antwortete dieser, "aber gebraten wären sie besser."

Aus der Leiter Saga des Erzählers.

 

Aus Innsbruck:

Freie Liebe !

Ein Kunstfreund fragte einen bekannten Maler warum er so wenig arbeite, warum er nicht dies und jenes male.

Er erziele doch so schöne Preise und alle Bilder würden glatt verkauft werden.

An seiner Zigarre kauend, antwortete der Befragte:

"Wissen Sie, lieber Herr, das ist nicht so einfach. Ich bin nämlich mit der Kunst nicht verheiratet, ich habe nur ein Verhältnis mit ihr."

Aus Künstler-Anekdoten , A.Rössler.

   

Aus Wenns:

Bildbetrachtung !

Der Gemeindearzt von Wenns   Dr. Angermayer, um 1937-38, war ein musischer Mensch und malte auch gerne.

Eines abends, nach Vollendung eines Gemäldes rief der Herr Doktor nach seiner Hauswirtschafterin, Fräulein Kirschner  Maria, und sprach zu ihr:

„ Was sagst du zu diesen Bild“.

Nach längerer Betrachtung antwortete die einfache Frau dem Arzt und Künstler:

„Das schaut ja aus wie ein gezogener Stockzahn !“

Da schrie der Hr. Doktor ganz entsetzt:

„Aber Midl, das ist ja die Wildspitz im Abendrot !“

Diese Begebenheit erzählte mir Rainstadler Gottfried, Wenns am 19. September 1998.

 

Aus Hall:

Der Grasbeißer!

Der Großvater ging mit seinen Enkelsohn glücklich Hand in Hand Schwammelen  suchen, dabei nahm der alte Mann einen Sauerampfer  in den Mund und kaute ein Blatt.

Ganz entsetzt rief der Bub zu seinem Großvater:

"Opa  tue des-s nit"

Der alte Mann fragte das Seppele warum er das nicht tun solle. Da antwortete der Bub:

"Woascht  i håb g´heart wie mein Våter zur Muetter g´sågt håt, wenn der Alte ins Grås beißt  håb mern  eh los".

Aufgegriffen und aufgeschrieben bei einer Stammtischrunde im Goldenen Hirschen in Hall, am 30. September 1998 vom Erzähler.

 

Aus Sölden:

A   Haggele !

Ein  alter lediger Bauer kam zum

Pfarrer und sagt :

"I tue iez åfter ou hairatn"

"Ist schon recht." sagt der Pfarrer, 

"Is håt  åber a Haggele !"

"Und was wäre das?"

"I hån koa Weibaz!"

"Das ist a wohl a Hågn!"

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970.

 

Aus dem Innerötztal:

D` Gschamige !

Der fünfjährige Loisl, sollte allein aufs  Klo gehen. Er kommt aber mit der Hose in der Hand zur Mutter zurück. Auf die Rüge warum er nicht allein die Prozedur fertig bringe, sagte das Bübl weinend:

" Is Katzle tuet zuschaugn !"

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970.

 

Aus Sölden:

Der Preuße !

In den Anfängen des Tourismus im Ötztal, vor 100 Jahren , kam ein Preuße nach Sölden , kehrte im Gasthof Zwieselstein ein und bestellte in seiner zackigen Art:

" Kann ick hier en Rum kriechen ?"

Die etwas schwerhörige Bedienerin konnte den Fremden nicht verstehen und fragte :

" Wås söscht  de? "

" Kann ick Rum Kriechn? "

Da antwortete die Bedienerin:

" Umha kriechn kånnst de schon, wenn`s der nuicht ze seiisch ( säuisch-schmutzig) ischt.

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970.

 

Aus Zwieselstein:

Ein sonderbares Reittier!

Klotz`n Sepp, einer der drei Brüder zum Gasthaus zu den Krumpen in Zwieselstein (alle drei waren gehbehindert) hielten auch Mulis  als Trag- und Reittiere. Ein behäbiger Herr aus der Stadt störte den Wirt, der gerade auf der Ofenbank ein Mittagsschlafl  machte. 

" Kann ich ein Reittier nach Vent anmieten und was kostet das ? "

" Drei Gulden! " antwortete der Wirt.

Der Herr blätterte in seinem Reiseführer :

" Hier steht aber zwei Gulden ; sie möchten mich übernehmen! "

Der Wirt blieb gelassen auf der Ofenbank liegen und sagte:

" Dånn reitest du gråd auf  dem Reiseführer  nach Vent, åber mein Muli bleibt im Ståll ! "

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970

 

Aus Innerötztal:

Die Leihzähne!

Ein Postauto voll Ötztaler, aus verschiedenen Gemeinden , fuhren zu einer Versammlung nach Innsbruck. Au weh, der Redner hatte seine Zahnprothese vergessen.

Ein Mann in der Runde meinte, er hätte einige Prothesen bei sich. Der Redner probierte und die Dritte paßte sehr gut.

In Innsbruck redete der Referent eine  volle Stunde ohne Probleme und beim Nachhausefahren reichte  der Redner dem Leihgeber die Zahnprothese, bedankte sich und fragte, ob er Dentist oder Zahnarzt sei.

" Weit gefehlt, ich bin Totengräber ! "

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970.

 

Aus Sölden:

Der Irrtum !

Der alte Lehrer steht vor dem Schulhaus und sieht den jungen Friedrich Frischmann des Weges kommen. Dieser war ein schlechter Schüler gewesen und hatte einst ganz verdrehte Antworten gegeben. Die Gottesmutter hieß bei ihm Rebekka.

Da dachte sich der Lehrer, er ist doch älter geworden, und stellte aus Spaß die Frage:

" Na Vizl, bist du auch dabei gewesen, wie der Herrgott die Welt erschaffen hat ? "

" Jå, åber   iie tu`s  gwiß    nie   mehr ! "

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970.

   

Aus Sölden:

Die Brückenbauer !

Vor dem ersten Weltkrieg haben zwei junge Zimmerleute die Wohfarter Brücke bei Sölden fertiggestellt. Sie fragten den vorbeikommenden Peterlas Lois, der nicht nur ein guter Bergführer und Bauer war, sondern auch ein hervorragender  Zimmermann, um seine Meinung:

" Wie gefällt dir die neue Brücke ? "

Doch das Urteil von Lois war niederschmettend.

" Der åne weard einmal  über oa (eine) Bruggn gång sein , der andere nie ! "

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970. 

 

Aus Sölden:

D` Tuck !

Ein Scherzpolt war wieder in großer Fahrt in einem  Gasthaus. Eines gab das andere. Schließlich meinte der Schalk:

" Dem Herrgott den größten Tuck täte man, wenn man die Zårga ( alles außermalb des Ötztales ) leer stehen ließe ! "

Aus Tiroler Heimatblätter, 1970.

 

Aus Imst:

Der Schlupftabak !

Ein junger Mann hatte im Gasthaus Krone in Imst sein ganzes Geld beim Watten verspielt, und ging ohne einen Groschen in der Tasche nach Hause. Auf dem Weg bat ihn ein Bettler um eine Gabe. "Hier! sagte der junge Mensch, indem er ihm die Dose hinhielt, willst du eine Prise?  das ist alles was ich dir geben kann, Geld hab ich selbst keines mehrt."

"I  dånk  dr, antwortete der Bettler, åber nießn måg hait nit".  

Aus Nationalkalender 1825.

 

Aus Innsbruck:

Die Prozente !

Für einen riskanten Wechsel verlangte ein Jude 9 Prozent Zinsen, und schrieb die Zahl 9 auf die Wandtafel. Ein Kunde fragte, ob er sich vor Gott der Sünde nicht schäme, so horrende Prozente zu verlangen.

" Nun ja" seufzte der Mann, " wenn der liebe Herr Gott vom Himmel schaut, so ist es eine 6, und soviel Zinsen ist doch wohl in aller Welt erlaubt ".

Aus Nationalkalender 1825.

 

Aus Innsbruck:

Die Lotterie!

Ein ehrlicher Landmann, der schon oft in der Lotterie gespielt hat, kam zu einer Lottrieannahmestelle in Innsbruck, und bat den Bediensteten um einen Anzug.

" Ihr seid irre, lieber Herr, ihr wollt sagen Auszug"

" Na, na, sagte der Bauer, ausgezogen habt ihr mich schon oft, ich möchte nun auch einmal einen Anzug".

Aus Nationalkalender 1825.

Aus Niederthai:

Die tote Henne!

Die streitbare Leiter Hirlanda, vulgo Bäarns, kam mit ihrem watschelnden Gang um das Hauseck in Ennebach, gerade auf die Arbeiter des in Umbau befindenden Hofes des Falkner Andreas, vulgo Joggl`s zu. In der linken Hand hielt sie eine tote Henne bei den Flügeln und schrie:

"Antipplen tu i di, mei böschte Pulla ischt hin, kånnscht aso peinigen die unschuldigen Viher. Oafoch dersch-lågen mit dem, wås ar in sein Pråtzen håt, der Stråfar und Schmuzar, Geizkrogen, Elendiger. Då schaugets!!

(Anzeigen werde ich dich ,meine beste Henne ist tot, kannst nur peinigen das unschuldige Tier; einfach erschlagen, mit dem was er gerade in seinen Händen hat, der Wucherer und Unredliche, Geizkragen, Verfluchter. Da schauts her!)

Joggl`s Ander hat die Nachbarin zuerst nicht wahr-genommen, weil er als Zimmermann weit oben am Dachstuhl stand. Doch das fortwährende Gekeife von  Hirlanda schreckte ihn doch auf. Er fragte was sie denn wolle, und sie begann wieder von Neuem, mit noch stärkeren Schimpfworten. Der ruhige, besonnene Ander klärte sie auf, daß er vor 2 Tagen gesehen habe, wie ihr Hund den Hennen nachgelaufen sei, und daß die Henne wohl dort umgekommen wäre. Dies war für die Hennenbesitzerin der blanke Hohn, und ihre Halsadern schwollen zu dicken Striemen an.

Plötzlich schrie Ander mit einer so kräftigen Stimme, daß es von der Wand widerhallte, und alle mit offenem Mund dastanden:

"Zånna du schräge,du runzlate Bratscha,wie Goaß tuet se bleckezn; reißat de Fressa au, daß man kannt hintern stacklatn Zänden långe versteckelas tüen, bis an endla der suechar dergratschat".

(Du schräges häßliches Maul, du faltige Geifernde, wie eine Ziege meckert sie, reißt das Maul auf, daß man könnte hinter den Stockzähnen lange verstecken spie-len, bis am Ende der Suchende gerade noch zu finden ist.)

Alle konnten es nicht fassen, Ander mit solchen Worten. Hirlanda kehrte um und schimpfte vor sich hin, als er noch hinterher rief:

"Schnålla vazuicht di, sischt wirf i dir der Winkl und Beil in de Gåscha!"

 (Schnalle verzieh dich, sonst wirf ich dir den Winkel und das Beil in dein Maul.)

Isidor Grießer,Wenn Alten wieder kamen.

   

Aus Sölden:

Gefahren auf den Bergmähdern!

Ein Knecht und eine Magd vom Bauernhof im Sand in Sölden, wurden vom Bauern ins Windachtal in die Berg-mähder geschickt, um die Galtwiesen zu mähen. Auch ermahnte er die Beiden, auf die Gefahren der Natur zu achten. Besonders wenn ein Geier ihnen zu Nahe kommte, sollen sie den Kopf unter einen Heuschober stecken, damit der Geier die Augen nicht auspicken könnte.

Ein paar Tage später, kreiste ein Geier über das Gebiet wo die zwei arbeiteten. Der Knecht schrie:

"Ein Geier!!!"

Die Magd aus dem Passeiertal riß geistesgegenwärtig ihren Rock über ihren Kopf, und steckte diesen unter einen Heuschober. In Ermangelung einer Unterwäsche, sah der Knecht einen schönen prallen Po und nahm diese Gelegenheit war, und liebte die junge Frau in feuriger  Art.

Nach einer Weile schrie aber die Magd unter dem Heuschober hervor:

"Oh mei Geierle, då konnscht du lang picke, bis du bis zu de Ouge (Augen)kimscht".

Aus der Leiter Saga des Erzählers.  

 

Aus dem Ötztal und Oberinntal:

Ein Kaiserjäger in den Dolomiten schreibt nach hause!

Liebe Kathl !
Mich haben sie ins sogenannte Dolomitengebirge hingetan. Das ist eine verfluchte Gegend, wo ich kein Hund nicht hinwünsch. Da ist nix als hoch und spitzig und überall leicht zum derfallen. Es ist schrecklich was wir Tiroler für schlechte Berge haben, ganz zerrissen und verfault, wie das Maul der alten Schluderin. Oh Kathl ...

 

Der Urlaub!

Liebe Mutter!
Jr habt ganz falsch dellefoniert. Jr habt berichtet, das der Schwiegersohn Alois gestorben ist, bestetigt von der Schantarmerie. Jeggeles, das ist ja ganz verkehrt, da kann ich ja nicht kommen. Da bekomme ich keinen Urlaub. Es muß der Bruder Hans gestorben sein...

 

Kurz und bündig!

Liebe Schwester!
No, Paula, bist  g`sund  und pudelwohl ?

 

Die Liebesgabe!

Herzliebste Moidl!
Teile dir mit, das ich hab müssen ins Spitall, weil ich hab ein Stückl vom Kaas g´essen, welchen du so gut bist g´wesen, das du ihn mir hast als Liebesgabe mitgeben...

 

Die Verwundung!

Liebe Mutter!
Bin leicht verwundet am Allerwertesten. Bitte teile es auch Minna mit und Theresa und Frau Kammerlander. Bin sehr froh, daß kein anderer edler Teil verletzt ist...

 

Im Schbidahl! (Spital)

Liber Bruder!
Wir alle ersuchen dich mit füle dausend grüse und wir windschen dir di beste gesuntheit. Wir ham deine Karde erhalden, wos du geschrim host, dasd nur drei wochen in Schbidahl bist. Warum nur drei wochen? Wir ham schon ser freid gehabd und derweil komzd so geschwind weg. Brovier, fielleicht kanzd dich länger aufhalden. Schpendir edwas dem Dokder oder Wärder, dasd dich länger aufhalden kanzd, weil dies Zeid, wosd im Schbidahl bisd, hörsd nicht schiesen und sonsd überlas ales dem liben god, was über uns wond so wie er es ham wül. Liber Bruder, du hasd ten 22. 11. einen gleinen son bekomen und er isd richdig sein zweider fater, da were gar nichz zum abläugnen, weil er siehd dir gands endlich und deile mid, das wir ein Schwein geschlachd ham und wir werdn dir schon edwas middeilen und ein kisdell aufgem. 
Zum schlus noch ein herzlichen Kus von ale. Deine Schwester Helga.

Aus Feldpostblüten, von Hans Matscher.

  

 

 

Nacherzählt von © Werner Kopp, Hall in Tirol  1998 und 1999.